Warum und wie wir unsere angeborene Intelligenz verlieren – und sie zurückgewinnen können
Intelligenz ist die menschliche Superkraft

Intelligenz hat nichts damit zu tun, welche Schulen du besucht hast, wie lange du zur Schule gegangen bist oder ob du akademische Grade erworben hast. Unser Bildungssystem fördert Intelligenz nicht. Ja, es schätzt Intelligenz nicht einmal. Es schätzt und fördert nur Qualitäten wie Gehorsam, Konformität, Gedächtnis, Fleiß und Beharrlichkeit. Aber diese Eigenschaften haben nichts mit Intelligenz zu tun; im Gegenteil.
Im Folgenden erkläre ich, was Intelligenz ist, wie wir alle hochintelligent geboren werden, wie wir beim Aufwachsen den Zugang zu unserer Intelligenz verlieren und wie wir sie wiedererlangen können.
Das Wort intelligent leitet sich von den lateinischen Wörtern inter und legere ab. Inter bedeutet ‚zwischen‘, legere bedeutet ‚lesen‘ – also steht ‚intelligent‘ für „zwischen den Zeilen lesen“. Ein intelligenter Mensch liest, was nicht geschrieben wurde, hört, was nicht gesagt wurde, und sieht, was nicht gezeigt wurde.
Intelligenz ist die Fähigkeit, mit einer Situation zurechtzukommen, wenn du nicht weißt, was du tun sollst – weil du es nie gelernt und auch keine Erfahrung dazu hast. Intelligenz zeigt sich also vor allem im Umgang mit dem Unbekannten. Daher ist Kreativität ein wesentlicher Teil davon. Wenn du weißt, wie du mit einer Situation umzugehen hast, ist das nicht ein Ausdruck von Intelligenz, sondern von Erfahrung, Bildung oder Funktionieren. Bildung und Funktionieren sind das Gegenteil von Intelligenz. Intelligenz ermöglicht dir, etwas zu wissen oder zu können, ohne dass du es von jemandem gelernt hast. Intelligenz hilft dir, mit ungewohnten Situationen umzugehen. Sie lässt dich die richtigen Schlüsse ziehen und das große Ganze sehen.
Du kannst all das bei Kindern beobachten. Ein Kind lernt laufen, ohne eine einzige Übungsstunde mit einem „Lauflehrer“. Es lernt eine Sprache ohne Unterricht. Es liest keine Bedienungsanleitungen; es erforscht alles selbst. Jedes Kind wird hochintelligent geboren.
Doch beim Aufwachsen verlieren wir den Zugang zu unserer angeborenen Intelligenz. Das liegt daran, dass wir von Menschen, Schulen und Medien konditioniert werden – und die dabei entstehenden Programme behindern unsere Intelligenz. Bildung ist Programmierung. Je mehr Schulen und Ausbildungen du besucht hast und je mehr Medien du konsumiert hast, desto mehr Programme kontrollieren dich. Programme lassen dich funktionieren – und Funktionieren ist das Gegenteil von Intelligenz.
Albert Einstein ist ein gutes Beispiel dafür, wie Intelligenz mit dem Bildungssystem kollidieren kann. Er wuchs in der deutschen Stadt Ulm auf und besuchte dort das Gymnasium. Als er 15 Jahre alt war, zogen seine Eltern nach Italien, um dort ein Unternehmen zu gründen. Albert sollte in Ulm bleiben und die Schule zu beenden. Aber er kam mit dem deutschen Schulsystem nicht zurecht. Er brach die Schule ab, reiste nach Italien, nur um seinen Eltern zu sagen, dass er in die Schweiz gehen und dort seinen Schulabschluss machen werde. Das Schweizer Schulsystem gefiel ihm besser. Nach der Matura bzw dem Abitur studierte er das Lehramt für Mathematik und Physik. Nach Abschluss des Studiums konnte er an keiner Universität in Europa eine Stelle finden. Das lag daran, dass er den Ruf hatte, etablierte Ergebnisse in Frage zu stellen und unorthodoxe Forschung zu betreiben. Dh Einstein erhielt keine Stelle, weil er hochintelligent und daher sehr neugierig war. Einige wohlmeinende Professoren hatten ihn gewarnt, dass sein Verhalten schlecht für seine Karriere sei. Aber Einstein blieb sich treu und forschte privat. Dank glücklicher Umstände wurden seine Artikel in einer angesehenen Zeitschrift veröffentlicht. Der Rest ist Geschichte.
Eines der größten Wissenschaftsgenies aller Zeiten konnte im wissenschaftlichen Betrieb zunächst nicht Fuß fassen und musste seine Forschungen privat betreiben. Erst als der Wert dieser Forschungen unübersehbar war, erkannten ihn die akademischen Kreise an.
Jeder Mensch wird hochintelligent geboren. Es hängt von der Umgebung ab, wie stark die Programme werden, die einen großen Teil der Intelligenz begraben.
"Ich bin überzeugt, dass die gesamte Menschheit mit mehr Gaben geboren wird, als wir wissen. Die meisten sind geborene Genies und werden aber rasch ent-genialisiert."
(Buckminster Fuller)
Ich habe die frühen Lebensgeschichten vieler als Genies geltender Menschen studiert. Die meisten von ihnen verloren oder beendeten ihre Verbindung zu einem oder beiden Elternteilen früh im Leben. Daher wurden sie von ihren Eltern weniger programmiert und mussten schon in jungen Jahren Verantwortung für sich selbst übernehmen. Die unbequeme Wahrheit ist, dass Eltern – und Lehrer – Kinder ent-genialisieren. Doch sie tun das nicht absichtlich. Sie setzen nur fort, was ihre Eltern und Lehrer mit ihnen gemacht haben. Der dahinterliegende Mechanismus ist einfach: Kinder kopieren ihre Umgebung.
Unser Bildungssystem verlangt, dass Schüler zuhören und lernen. Wenn dir ein Lehrer oder ein Buch etwas erzählt, sammelst du Informationen – nicht Wissen. Nur wenn du deine eigenen Erfahrungen machst, eventuell auf der Grundlage von etwas Gelesenem oder Gehörtem, sammelst du Wissen. Wissen schafft Einsicht und daraus entsteht ein Erfüllungserlebnis. Information erzeugt Programme und bieten nur eine kurzfristige und oberflächliche Befriedigung. Kinder streben nach Wissen, nicht nach Information. Wenn ein Kind Antworten in Form von Information erhält, fragt es weiter, weil Information es nicht erfüllt. Immer wieder Fragen zu stellen ist ein Zeichen von Intelligenz. Kritisch zu sein ist ein Zeichen von Intelligenz. Eine sehr hohe Form von Intelligenz ist, sich selbst und das eigene Wissen in Frage zu stellen.
Die meisten Akademiker, Gelehrten und Experten haben Ausbildungen absolviert und sind daher gebildet, dh vollgestopft mit Information – und somit Programmen. Sie verlassen sich auf das Gelernte, funktionieren in ihrem Fachgebiet, schauen aber kaum über den eigenen Tellerrad. Es gibt Ausnahmen; es gibt einige wenige, die Bildung und damit Information mit Intelligenz verbinden. Doch nach meiner Erfahrung sind Akademiker im Schnitt weniger intelligent als Nicht-Akademiker. Und ich sage das als Akademiker.
Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe zwei akademische Grade und viele Schulungen in diversen Bereichen absolviert, sowie zahlreiche Bücher gelesen. Ich habe funktioniert. Glücklicherweise erhielt ich Impulse, über das Gelernte hinauszugehen. Mein Bruder war einer dieser Impulse. Während ich zwanzig Jahre in der Grund-, Sekundar- und Hochschulbildung verbracht hatte, absolvierte er nur die minimale Schulbildung von neun Jahren. Trotzdem – oder gerade deswegen – wurde er ein sehr erfolgreicher Fotograf und Filmemacher. Ich hatte und habe oft das Gefühl, dass er intelligenter war bzw ist als ich.
Ich begann also, mich selbst zu hinterfragen. Ich wollte wissen, was ich war – jenseits aller Programme, die sich im Laufe meines Lebens angesammelt hatten. Ich erzähle darüber in zukünftigen Artikeln. In dem Prozess der Befreiung von meinen Programmen wurde ich ein besserer Wissenschaftler. Meiner Erfahrung nach aktiviert die De-Programmierung verschüttete Anteile unserer angeborenen Intelligenz.
Intelligenz ist DIE menschliche Superkraft. Was Fliegen für einen Vogel und Schwimmen für einen Fisch, ist Intelligenz für einen Menschen.
In der Natur ist die natürliche Auslese am Werk. Nur die Fittesten überleben. Ein Vogel, der schlecht fliegt, kann nicht überleben; ein Fisch, der schlecht schwimmt, kann nicht überleben. Intelligenz hilft dir beim Überleben. Wenn zwei Menschen gegeneinander kämpfen, gewinnt der intelligentere, indem er den anderen überlistet, zB durch den Bau einer Falle oder Waffe.
Es reicht nicht, wenn du dich an Menschen orientierst, die du für intelligent hältst. Erstens weißt du nicht, ob sie tatsächlich intelligent sind. Und zweitens weißt du nicht, welche Ziele sie verfolgen und ob sie dir gut oder schlecht gesinnt sind.
Wappne dich also mit deiner eigenen Intelligenz, die nur unter einer Fülle von sozialen Programmen begraben ist. Du tust das, indem du dich von deinen Programmen befreist. Das wird dir im Leben von großem Nutzen sein.
Hier ein paar Übungen für den Anfang.
Übung 1: Betrachte deine Essgewohnheiten. Gewohnheiten sind Programme. Warum hast du dich heute für dieses Frühstück entschieden? Was hättest du gewählt, wenn du in Japan aufgewachsen wärst? Vergleiche deine Essgewohnheiten mit denen deiner Eltern. Welche Gemeinsamkeiten gibt es?
Übung 2: Erstelle eine Liste deiner Gewohnheiten. Überlege für jeden Punkt auf dieser Liste, wie lange du diese Gewohnheit schon hast, woher sie kommt und warum du damit begonnen hast.
Übung 3: Denk an ein Sachbuch, das du gelesen hast. Analysiere die Wirkung, die es auf dich hat. Hat es deine Sicht auf die Welt verändert? Sei dir bewusst, dass der Inhalt des Buches nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, es ist nur die Perspektive des Autors.
Weitere Übungen findest du in meinem Buch „Frei Sein – Raus aus der Box“.
Weiterführend:
Artikel „Warum ich mich 3,5 Jahre lang sozial isolierte – und was dabei herauskam“
Buch „Frei Sein – Raus aus der Box“
Siehe auch:
Artikel „Warum die Frage ‚Was bin ich?‘ wichtig und magisch ist“
Artikel „So wirst Du in 7 Schritten, was Du wahrhaftig bist“
Artikel „Auch Du wurdest als Genie geboren“
As you say, intelligence is the ability to solve a problem that you have never encountered, a situation for which you have no experience.
Artificial intelligence, the collection almost unlimited quantities of data and its analysis by some predetermined algorithm is not intelligence at all. It cannot draw the right conclusions from a situation if it does not already have the answer in its database.
Je älter ich werde umso eher umgebe ich mich mit Menschen, denen keine Bildung im Wege steht...
Nein, stimmt natürlich nicht ganz. Aber oft sind sogenannt "einfache" Gemüter wesentlich intelligenter im Umgang mit dem Leben. Toller Artikel. Danke dafür.