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Einige alte Philosophien wie zB Advaita Vedanta behaupten, das Universum sei eine Illusion. Diese Aussage wird nicht nur von spirituellen Menschen zitiert, sondern auch von einigen einflussreichen westlichen Denkern. Albert Einstein zB hat gesagt:
"Die Realität ist lediglich eine Illusion, wenn auch eine sehr hartnäckige."
(Albert Einstein)
Was genau bedeutet das? In welchem Sinn ist das Universum bzw die Realität eine Illusion? Im Folgenden bringe ich Klarheit in dieses Thema.
Das Wort Illusion basiert auf den lateinischen Worten in mit der Bedeutung ‚hinein‘ und ludere mit der Bedeutung ‚spielen‘. Es wird im Sinne von ‚trügerischer Schein‘ verwendet. Etwas ist eine Illusion, wenn es nicht das ist, wonach es aussieht. Ein Beispiel ist die folgende optische Illusion, bei der du einen Würfel siehst, obwohl da kein Würfel ist:
Ein Würfel ist ein dreidimensionales Objekt. Da dieses Bild zweidimensional ist, kann es kein Würfel sein. Das Bild zeigt eine Konfiguration von zwölf Liniensegmenten, die so angeordnet sind, dass sie einen Würfel suggerieren. Tatsächlich suggeriert das Bild sogar zwei verschiedene Würfel: einen mit dem linken unteren Quadrat als Vorderseite und einen mit dem rechten oberen Quadrat als Vorderseite.
Du siehst einen Würfel, weil das Bild einen Würfel suggeriert und du mit Würfeln vertraut bist. Du bist mit Würfeln vertraut, weil du in deinem Leben unzählige Würfel und andere rechteckige Objekte gesehen hast. Deine Augen senden elektromagnetische Impulse an dein Gehirn und dein Verstand interpretiert den dabei entstandenen Zustand deines Gehirns auf Basis deiner Vertrautheiten. Alles, was du wahrnimmst, nimmst du aus der Perspektive deiner Vertrautheiten und damit deiner Lebensgeschichte wahr. Eine Illusion entsteht, wenn der Verstand aufgrund deiner Perspektive falsch interpretiert.
Inwiefern ist nun das Universum bzw die Realität eine Illusion? Aus welcher Perspektive betrachten wir das Universum und was ist die Wahrheit hinter der Illusion?
Die Perspektive eines Menschen hat einen geistigen und einen physischen Anteil. Die geistige Perspektive ist deine Lebensgeschichte. Der Ort, von dem aus du etwas betrachtest, erzeugt die physische Perspektive. Wenn du zB unter einem Baum stehst, siehst du den Baum anders als wenn du ihn aus 30 Meter Entfernung anschaust.
Um ein möglichst objektives Bild vom Universum zu sehen, sollten wir es aus der Entfernung betrachten, also von außerhalb des Universums. Doch im Rahmen des üblichen physikalisch-materialistischen Weltbildes geht das nicht, weil es darin nur das Universum gibt – und nichts außerhalb. Wir brauchen also ein anderes Weltbild.
Im Universum sind die Dinge voneinander getrennt. Daher ist das Universum das „Königreich des Getrenntseins“. Das Gegenteil davon ist das „Königreich des Nicht-Getrenntseins“. In diesem Königreich ist alles ist mit allem verbunden.
In der Quantenphysik hat man ein physikalisch unerklärliches Verbundensein von Elementarbausteinen wie zB Elektronen entdeckt … und dafür den Begriff ‚Verschränkung‘ gewählt. Das englische Wort dafür ist ‚entanglement‘. Im Königreich des Nicht-Getrenntseins ist alles mit allem verschränkt. Ich nenne es daher ‚EL‘ als Abkürzung für ‚entanglement at large‘ – ‚Verschränkung im Großen‘. Eine ausführliche Herleitung von EL und eine nachvollziehbare Beschreibung seiner Eigenschaften findest du in meinem Artikel „Es gibt mehr als nur das Universum“.
Machen wir ein Gedankenexperiment: Wir befinden uns im Universum, dh im Königreich des Getrenntseins. Wir schauen vom Universum aus auf EL, also auf das Königreich des Nicht-Getrenntseins; im Bild ist das durch das rote Auge innerhalb des Universums dargestellt.
Nun gehen wir aus dem Universum über die Grenze nach EL. In EL drehen wir uns um und schauen zurück, um zu sehen, woher wir gekommen sind.
Da EL das Königreich des Nicht-Getrenntseins ist, gibt es nichts, was von ihm getrennt ist. Also gibt es aus der Perspektive von EL kein Gegenteil – und damit kein Universum. Aus der Sicht von EL gibt es nur EL. EL ist alles, was ist.
Das ist, als würdest du am Strand stehen, aufs Meer blicken, in das Meer steigen, dich umdrehen … doch da ist kein Strand mehr … nur das endlose Meer. Im physikalisch-materialistischen Weltbild ist das paradox. Im erweiterten Weltbild der zwei Königreiche ist das logisch. Aus der Perspektive des Universums bzw des Getrenntseins gibt es die Dualität aus Universum und EL. Aus der Perspektive von EL bzw des Nicht-Getrenntseins gibt es keine Dualität – nur EL.
Ist die EL-Perspektive nur ein philosophisches Spiel? Nein, im Gegenteil. Wie ich im Artikel „Es gibt mehr als nur das Universum“ erkläre, ist EL der Stoff, aus dem Wissen ist. Die EL-Perspektive ist „ich weiß“. Sie ist unsere natürliche – und tatsächlich unsere einzige – Perspektive.
In der EL-Perspektive gibt es kein Getrenntsein. Dennoch siehst du ein Universum, das von einem Raum aufgespannt ist, in dem die Dinge voneinander getrennt erscheinen. Es ist wie bei der optischen Täuschung, bei der du einen Würfel siehst, obwohl da keiner ist. Du siehst ein Universum, in dem die Dinge voneinander getrennt sind, obwohl in Wahrheit alles mit allem verbunden ist.
Du fällst auf diese Täuschung herein, weil du mit dem Getrenntsein vertraut bist. Du bist mit dem Getrenntsein vertraut, weil du es beim Aufwachsen gelernt hast. Du hast gelernt, dass du von den anderen Dingen getrennt bist, weil alle in deiner Umgebung an das Getrenntsein glauben. Ich beschreibe die Entstehung der uns kontrollierenden Programme in meinem Artikel „Warum die Frage ‚Was bin ich?‘ wichtig und magisch ist“.
Getrenntsein ist eine Illusion. In Wahrheit ist alles mit allem verbunden. Auch du bist von nichts getrennt … auch nicht von anderen Menschen. Stell dir dazu einen Puppenspieler vor, der insgesamt acht Milliarden Finger hat. An jedem Finger ist eine Fingerpuppe.
Das ist die Menschheit. EL ist der Puppenspieler und dein Körper ist eine der Puppen … und damit bist du eine Perspektive von EL. Jeder von uns ist eine Perspektive von EL. Diese Einsicht ergänzt, was ich im Artikel „Was ist Leben und wann beginnt es?“ beschrieben habe: EL ist ‚life at large‘ – ‚das große Leben‘.
Zum Wesen des Menschen gehört die Fähigkeit, seinen Mustern, Vertrautheiten bzw Programmen nicht zu folgen. Daher kannst du dich von deinen Programmen befreien – und zwar auch von denen, die die Illusion des Getrenntseins erzeugen. Hier sind drei Übungen zum Anfangen.
Übung 1: Betrachte noch einmal das Bild, das einen Würfel suggeriert. Du weißt jetzt, dass dieses Bild drei Perspektiven hat: ein Würfel von links unten gesehen, ein Würfel von rechts oben gesehen und ein zweidimensionales Muster aus zwölf Liniensegmenten. Trainiere, zwischen diesen drei Perspektiven nach Belieben zu wechseln.
Übung 2: Auf diesem Bild siehst du ein weißes Quadrat, das vier schwarze Kreisflächen teilweise überdeckt:
Doch das ist eine Illusion. Es gibt kein Quadrat in diesem Bild, weil es keine vier gleich langen Liniensegmente mit 90°-Winkeln zwischen ihnen gibt. Das Bild zeigt nur vier unvollständige schwarze Kreisflächen, die wie Pac-Man-Figuren aussehen. Trainiere, nicht ein weißes Quadrat zu sehen, sondern vier Pac-Man-Figuren. Wie kannst du das erreichen?
Übung 3: Trainiere, dich mit deiner Umgebung verbunden zu erleben: mit Pflanzen, mit Tieren, mit anderen Menschen. Was ändert diese Perspektive an deinem Verhalten?
Mehr Übungen zum De-Programmieren findest du in meinem Buch „Frei Sein – Raus aus der Box“.
Weiterführend:
Artikel „Es gibt mehr als nur das Universum“
Artikel „Warum die Frage ‚Was bin ich?‘ wichtig und magisch ist“
Artikel „Was ist Leben und wann beginnt es?“
Buch „Frei Sein – Raus aus der Box“